US-Militär sponsert Alien-Jäger

Veröffentlicht auf von Chris

Plappert los, wir hören: Das Seti-Institut in Kalifornien nimmt die Suche nach Signalen außerirdischer Lebensformen wieder auf, nachdem Finanznöte zu einer Zwangspause geführt hatten. Jetzt steuert das US-Militär Geld bei - ist aber angeblich eher an Weltraumschrott interessiert als an E.T.

 

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Die Choreografie war perfekt. Genau in dem Moment, als die US-Weltraumbehörde Nasa die Entdeckung des erdähnlichen Exoplaneten Kepler 22b feierte, warf das Seti-Institut Anfang dieser Woche seine kalifornische Lausch-Anlage wieder an. Monatelang hatten die Forscher Spendengelder gesammelt. Nun konnten sie das speziell für die Suche nach kosmischen Botschaften gebaute Allen Telescope Array (ATA) wieder aktivieren.

In der Tat sind Kepler 22b und seine Nachbarschaft attraktive Ziele: Der 600 Lichtjahre von der Erde entfernte Exoplanet ist unserer Heimat so ähnlich wie bisher kein anderer bekannter Himmelskörper: nur zweieinhalbmal so groß wie unser Planet und mit etwa 22 Grad anscheinend wohltemperiert. Ob es auf Kepler 22b Leben gibt, weiß noch niemand. Doch sollten intelligente Lebensformen - so unwahrscheinlich das ist - dort tatsächlich Radiobotschaften abgeschickt haben, will das Seti-Projekt sie aufspüren.

 

Die Suche kann dank privater Spender wieder gestartet werden - und weil die amerikanische Luftwaffe das Scheckbuch zückt. Das Air Force Space Command prüft nämlich, wie der Antennenwald der Alien-Fahnder auch für die militärische Weltraumüberwachung eingesetzt werden kann. Amerika betreibt zu diesem Zweck das sogenannte Space Surveillance Network.

Nach Angaben des Seti-Instituts soll das ATA beim Verfolgen von Satelliten im All helfen. Vor allem im Bereich des geostationären Orbits, also bei Umlaufbahnen in rund 36.000 Kilometern Höhe, hätte der Teleskopverbund in ersten Versuchen sein Potential gezeigt. "Für uns ist das so, als hätte man in seinem Haus ein zusätzliches Schlafzimmer", erklärt Seti-Astronom Seth Shostak im Gespräch mit Spiegel Online. "Das kann man vermieten, um die Raten für das Haus abzubezahlen."

 

Um im Bild zu bleiben: Shostak hat sein Haus gerade von der Zwangsvollstreckung zurückgeholt. Seti, das kosmische Suchprogramm, war in finanzielle Schwierigkeiten gekommen, als die University of California aus Spargründen ihre Beihilfen eingestellt hatte. Im April wurde die kosmische Lauscherei deswegen gestoppt. Die Nasa hatte das Seti-Programm ohnehin schon länger nicht mehr unterstützt.

Nun sollen also Militärs einen Teil der nötigen Dollar liefern. Einen Konflikt zwischen den Plänen der Air Force und der Alien-Jagd im Namen der Wissenschaft sieht Astronom Shostak nicht. Die Armee würde die Teleskope 20 oder 25 Prozent der Zeit nutzen, genau wisse er das aber nicht. In jedem Fall stehe die restliche Kapazität für die Fahndung nach Signalen aus fernen Welten zur Verfügung.

 

Was macht nun aber das US-Militär mit den Teleskopen der Alien-Sucher? Die formelle Prüfung, ob die Anlage nützlich für die staatliche Weltraumüberwachung ist, läuft seit zwei Jahren. Inzwischen sollte sie eigentlich Ergebnisse gebracht haben. Das Seti-Projekt nutzt seine gut 40 Teleskope für die Suche nach Radiowellen fremder Zivilisationen. Die Militärs interessieren sich dagegen - zumindest offiziell - nicht für Botschaften von E.T. und Co., sondern für die Überwachung unserer direkten kosmischen Nachbarschaft. Es geht um Weltraummüll, auch Space Debris genannt, und die Überwachung ausländischer Satelliten.

"Für sich genommen keine gute Bahnbestimmung"

"Das Allen-Array könnte aufgrund seiner enormen Größe sehr kleine Space-Debris-Objekte detektieren", sagt Heiner Klinkrad, der bei der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt das Büro für Weltraumschrott leitet. "Voraussetzung dafür ist jedoch ein aktives Radar in unmittelbarer Nachbarschaft zum Empfangs-Array."

 

Warum das so ist, zeigen Versuche deutscher Forscher. Etwa einmal im Jahr leuchten sie bei sogenannten Beam-Park-Experimenten einen Teil des erdnahen Alls aus. Dafür nutzen sie das Tira-Radar des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik in der Nähe von Bonn. Wenn die Radarsignale ein Stück Weltraumschrott erreichen, dann strahlt dies die Wellen zurück. Und die 34-Meter-Antenne des Radars zeichnet das auf.

Auf diese Weise sind bis zu zweieinhalb Zentimeter große Objekte im All zu sehen. Nehmen die Forscher für das Lauschen auf die verräterischen Reflexionssignale die 21 Kilometer entfernte 100-Meter-Antenne des Radioteleskops Effelsberg hinzu, dann sehen sie sogar halb so große Schrottstücke.

 

Dieser Effekt könnte interessant sein. Die einzelnen Schüsseln des ATA agieren nämlich wie ein einziges, riesiges Teleskop. Klinkrad geht davon aus, dass es wegen seiner Größe sogar Schrottpartikel im Millimeterbereich zu sehen bekommen müsste - wenn es denn mit einem Radar gekoppelt würde. Doch bisher gibt es darauf keinen Hinweis. Für die Bahnvermessung von aktiven Satelliten im geostationären Orbit hält der Esa-Fachmann das ATA dagegen "für eher weniger geeignet", wie er sagt. Die produzierten Daten würden "für sich genommen keine gute Bahnbestimmung" von Objekten in dieser Umlaufbahn liefern.

 

Doch einstweilen wollen die Militärs das ATA trotzdem wieder für ihre Zwecke nutzen. Wie viel der monatlichen Betriebskosten von 100.000 Dollar sie beisteuern, weiß Astronom Seth Shostak nicht, wie er sagt. Doch ihm ist klar, dass die gerade wieder gestartete Suche nach Alien-Signalen bald wieder enden muss, wenn sich keine weiteren Geldgeber finden.

Von gut 2.770 privaten Spendern, den sogenannten Seti-Stars, hat sein Institut 232.000 Dollar zum Reaktivieren des ATA eingesammelt. Doch die werden bald alle sein, wie Shostak weiß: "Entweder wir tun noch zusätzliche Finanzquellen auf, oder wir werden nicht besonders lange suchen können."


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